Schafe in Berlin

Warum Schafe die besseren Rasenmäher sind

Pecore a Berlino - Illustrazione - 
Foto © SpioncinosuBerlino
Illustration © michelecarloni-art.com

Gehören Schafe zum Stadtbild? In Berlin ist das auch möglich geworden. Unsere Rubrik über Berlins Tiere wäre ohne einen kurzen Blick auf dieses ruhige und wahrscheinlich unterschätze Tier nicht vollständig. Lass uns diese wolligen Lebewesen entdecken, die Berlins Grünflächen auf natürliche Weise pflegen und dabei die Biodiversität fördern.

Schafe: Bindeglied zwischen Stadteinwohner und Natur

Stell dir vor, Berlin wäre nicht nur eine Ansammlung von Kiezen, Graffiti-Wänden, sondern auch eine gigantische Weide. Eine gigantische Weidevoller flauschiger Wolken mit vier Hufen. Genau so fühlt es sich an, wenn man die Stadt aus der Perspektive der Schafe betrachtet. Berlin hat schließlich mehr Ecken, als man auf den ersten Blick vermuten würde. In manchen davon weiden tatsächlich kleine, wollige Stadtbewohner, die sich leise durch das Gras schlängeln, als hätten sie einen geheimen Passierschein in die grüne Umwelt der Hauptstadt.

Foto © Spioncino su Berlino

Man begegnet ihnen manchmal an ungewöhnlichen Orten. Nicht am Brandenburger Tor, wo die Menschenmassen sich drängen, um Selfies mit der Geschichte zu machen, sondern auf stillen Ecken des Grüns hinter Sportanlagen. Zum Beispiel sihest du sie an der Max-Schmeling-Halle, wo die Natur sich einen Weg durchs Betonlabyrinth des Stadiums bahnt. Dort stehen sie, die Schafe, mit aufrechter Haltung und entspanntem Blick, als hätten sie die Geheimformel für die perfekten City-Vibes entdeckt. Ihre Häute sind weich wie Wolken, ihre Augen aufmerksam, als würden sie jedes Geräusch der Großstadt hören – vom brüllenden Vespa-Motor zum heimlichen Jazz-Konzert auf dem Dachboden eines leer stehenden Hauses.

Schafe auf dem Tempelhofer Feld – Foto © Spioncino su Berlino

Die Berliner Schafe scheinen eine besondere Art von Anpassungsfähigkeit zu besitzen. Sie halten sich an die Regeln der Stadt, ohne sie wirklich zu kennen. Wenn die Straßenbahn hupt, die Kinder schreien und irgendwie tobt das Getöse der Stadt um sie herum, schauen sie kurz auf, als wollten sie sagen: „Ja, wir hören dich, aber wir bleiben hier.“ Sie lassen sie sich nicht vom Lärm der Stadt verschlucken. Und dann grasen sie wieder mit ihrem gemütlichen Schlendern, als hätten sie beschlossen, dass Zeit in der Stadt eine andere Bedeutung hat: weniger Takt, mehr Jazz, mehr Pause.

Die Schafswiesen Berlins wirken wie ein improvisiertes Open-Air-Musikprojekt. Ein sanftes Summen der Gräser, das Rascheln der Wolle im Wind, ab und zu das leise Meckern: all das mischt sich harmonisch zu der städtischen Klanglandschaft. Es ist eine sinnliche Erinnerung daran, dass Natur auch in der Stadt existiert, wenn man nur genau hinhört – und dass Schafe die besten Zuhörer sind, wenn man ihnen eine kleine Bühne bietet.

Schafe als Landschaftspfleger

Wie gesagt sind seit einigen Jahren Schafe ein zunehmend sichtbarer Teil der Berliner Stadtlandschaft. Sie grasen gemächlich in Parks, auf ehemaligen Sportanlagen und städtischen Grünflächen und leisten dabei wichtige ökologische Arbeit. Diese Tiere sind nicht nur ein charmanter Anblick im urbanen Raum, sondern erfüllen eine wesentliche Funktion für die Natur mitten in der Großstadt. Beweidungsprojekte mit Schafen werden in Berlin immer beliebter – ein Zeichen dafür, wie effizient Stadtraum und Naturschutz zusammenwirken können.

Letzten Juli wurden etwa 30 rauwollige Pommersche Landschafe in den Ruhwaldpark gebracht, wo sie für drei bis vier Wochen die natürliche Pflege der Parkflächen übernommen haben. Diese alte Schafrasse, traditionell bis an die mecklenburgische Küste heimisch, eignet sich besonders gut für diesen Zweck.

Schafe – Landschaft Herzberge – Foto © Spioncino su Berlino

Das Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf hat bereits seit Sommer 2021 positive Erfahrungen mit Schafen im Stadion Wilmersdorf gesammelt. Dort beweiden die Tiere die ehemaligen Tribünenflächen – ein Gelände, das für maschinelle Pflege nur schwer zugänglich ist. Die Schafe helfen dabei, den Gehölzaufwuchs einzudämmen und fördern gleichzeitig die Artenvielfalt auf diesen Flächen.

Schafe weiden auf den Wiesen der Max-Schmeling-Halle – Foto © Spioncino su Berlino

Die tierischen Helfer bieten zahlreiche Vorteile gegenüber konventionellen Pflegemethoden. Schafe sind umweltfreundlicher als Maschinen und effektiver bei der natürlichen Gestaltung von Grünflächen. Durch ihr selektives Fressverhalten fördern sie die Biodiversität – manche Pflanzen werden bevorzugt, andere stehen gelassen. So entsteht mit der Zeit eine artenreichere Vegetation. Zudem hinterlassen die Schafe wertvollen Dünger, der den Boden auf natürliche Weise nährstoffreicher macht.

Schafe im Landschaftspark Herzberge – Foto © Spioncino su Berlino

Auf der Suche nach Schafen

Im Jahr 2025 haben wir Schafe an folgenden Orten in Berlin beobachtet: am Tempelhofer Feld, am Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark (auf der Wiese der Max-Schmeling-Halle) und Landschaftspark Herzberge. Inzwischen mehren sich Projekte und Initiativen zur landwirtschaftlichen Nutzung und Naturschutzzwecke dieses Tieres in den Gärten und Parks der Stadt. Daher könnte es zwischen Frühling und Sommer eine alternative Unterhaltungsmöglichkeit sein: Bei Spaziergängen in den Parks zu suchen und es zu entdecken, wo sich Schafe versammeln.

Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark Foto © Spioncino su Berlino

Auf der Schafwiese von Landschaftspark Herzberge handelt es sich, wie in Charlottenburg, um das berühmte pommersche Landschaf. Es war eines der ersten Projekte dieser Art in der Stadt. Bereits im Jahr 2009 wurde nachgewiesen, dass Schafe durch das Zertreten des Bodens das Wachstum von Gehölzen hemmen und die Entwicklung einer artenreichen Krautschicht fördern.

Informationstafel über Pommersche Schafe Foto © Spioncino su Berlino

Herausforderungen und Zukunft der urbanen Schafhaltung

Trotz aller Vorteile steht die Schafhaltung in städtischen Räumen auch vor Herausforderungen. Die finanzielle Rentabilität solcher Projekte ist oft gering, und es mangelt an Praxisleitfäden und Vernetzungsarbeit zwischen den verschiedenen Initiativen.

Wenn du diese wolligen Landschaftspfleger bei deinem nächsten Spaziergang durch Berlin entdeckst, beobachte sie eine Weile. Du wirst sehen, wie harmonisch diese traditionelle Form der Landschaftspflege mit dem modernen Stadtleben verschmelzen kann. Die Schafe von Berlin sind mehr als nur ein charmanter Anblick – sie sind lebendige Botschafter einer nachhaltigen Stadtentwicklung, die Mensch, Tier und Natur in Einklang bringt.

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