Das Erzgebirge: Auf den Spuren des ehemaligen Bergbaus
Eine kurze Entdeckungstour durch das Erzgebirge
Das Erzgebirge ist ein malerisches Mittelgebirge an der Grenze zwischen Deutschland und Tschechien, bekannt für seine atemberaubende Natur, reiche Traditionen und charmante Städte. Eine Reise in diese Montanregion, die seit 2019 Welterbe ernannt wurde, verspricht nicht nur Erholung, sondern auch spannende Erlebnisse.
Erzgebirgische Tradition hautnah erfahren
Die bergige Landschaft ist übersät mit Wäldern, Burgen, Dörfern und historischen Städten. Einige Burgen sind in Privatbesitz oder wurden zu Hotels umgebaut, andere wie Burg Scharfenstein oder Schloss Augustusburg bleiben eine Top-Touristenattraktion. Außerdem prägen Rad- und Wanderwege die gesamte Region. Dementsprechend bleibt das Erzgebirge auch außerhalb der Wintersport- und Weihnachtstourismuszeiten, für die es besonders bekannt ist, sehr attraktiv.
Tag 1: Ankunft in Freiberg
Unsere Reise startet in der historischen Stadt Freiberg, die für ihre Silberbergwerke berühmt ist. Nach einer Ankunft am frühen Nachmittag gönnten wir uns einen kurzen Spaziergang durch die idyllische Altstadt. Die bunten Fassaden der Häuser und die über 800 Jahre alte Stadtgeschichte schaffen sofort eine einladende Atmosphäre.
Ein Besuch der Freiberger Domkirche St. Marien ist vielleicht der beste Start, um die Stadt zu erkunden. Diese beeindruckende gotische Kathedrale ist nicht nur architektonisch sehenswert, sondern beherbergt auch viele bedeutende Kunstwerke wie das Altarretabel, die Goldene Pforte und die Bergmanns- und die Tulpenkanzel. Der Blick vom Kirchturm bietet einen herrlichen Ausblick über die Altstadt und das umliegende Erzgebirge. Der Zugang zum Turm sieht die Begleitung eines lokalen Führers vor, der das Erlebnis mit historischen Einblicken und Anekdoten ergänzt.
Am Abend genießen wir sächsisch-böhmische Spezialitäten in einem der traditionellen Gasthäuser, wo wir uns mit herzhaften Knödeln und paniertem Käse stärken. Auch unsere Übernachtung im Hotel Maucksches Gut erhält ein historisches Flair. Früher war das Gebäude ein Bauernhaus, heute restauriert und renoviert und mit allem Komfort ausgestattet.
Tag 2: Auf den Spuren des Bergbaus
Nach einem reichhaltigen Frühstück gehen wir zu den ältesten Bergbaumuseen Sachsens. Das ehemalige Silberbergwerk „Alte Elisabeth“ in Freiberg entführt uns mit seinen historischen Schachtanlagen buchstäblich in eine verschwundene Welt, die der Bergbautradition.
Ein hartes Leben, das die Bergleute damals im Erzgebirge führten, voller Gefahren, ermüdend und schlecht entlohnt. Aber diese einfachen Leute liebten ihre Arbeit und waren stolz darauf. Das Teilen von Gefahren und Nöten brachte sie zusammen, der religiöse Glaube half ihnen, Widrigkeiten zu überwinden und gab ihnen Hoffnung. Davon zeugt noch heute eine als Betstube eingerichtete Hütte, in der morgens vor Beginn der Arbeiten Psalmen gesungen und die Orgel gespielt wurde.
Die Arbeitsgeräte, die Inneneinrichtung der Werkstätten, die verwendeten Maschinen, alles blieb so, wie es war, als die Aktivitäten 1913 eingestellt wurden. Die ehemalige Dampfmaschine funktioniert noch heute und wird den Besuchern im vollen Betrieb gezeigt.
Ein Besuch des Museums ist nur mit Anmeldung zu einer Führung möglich. Sie finden zu unterschiedlichen Tageszeiten statt und dauern etwa eine Stunde.
Weiter in die Natur des Erzgebirges
Vom dunklen und tiefen Herzen des Berges gelangen wir zu seinem leuchtenden Gipfel. Die Entfernung ist kürzer als Sie vielleicht denken. Die von Bergleuten gegrabenen Silberminen und die steilen Felsen, die plötzlich in den Wäldern des Erzgebirges aufragen, sind Teile derselben Landschaft.
Wir wählen eine der zahlreichen Wanderungen zur Greifensteine-Felsformation im Geyerschen Wald. Diese vielgestaltigen Granitfelsen erinnern sehr an die nicht zu weit liegende Sächsische Schweiz. Auf jeden Fall, hier oben angekommen, genießt der Besucher einen herrlichen Blick auf die unberührte Umgebung und atmet mit revitalisierender Wirkung die frische Luft ein.
Danach machen wir uns auf den Weg in die Stadt Annaberg-Buchholz, aber zuvor halten wir beim Besucherbergwerk Markus Röhling Stolln Frohnau. Es ist ein absolutes Highlight der Reise, die uns die Herausforderungen und Errungenschaften der Bergleute enthüllt. In dem Besucherbergwerk fahren wir mit der Grubenbahn in den Stollen, mit denselben Waggons, die die Arbeiter bis 1913 benutzten.
Besucher müssen mit einem Schutzhelm und einer Schutzjacke ausgestattet sein, die vor Beginn der Tour bereitgestellt werden. Tatsächlich ist die Luftfeuchtigkeit im Inneren sehr hoch. Die Temperatur sinkt deutlich und es besteht die Gefahr, sich den Kopf zu stoßen, da die Grubengänge eng und tief sind. Während der Besichtigungstour wird den Besuchern die Entwicklung der Techniken von den Anfängen bis hin zu neueren Zeiten erklärt.
Wir beobachten die Maschinen im Betrieb, darunter auch ein imposantes 9 Meter hohes Wasserrad aus Holz. Da zur Ausgrabung des Bergbauches Sprengstoff eingesetzt wurde, wurde sogar eine Detonation simuliert.
Tag 3: Annaberg-Buchholz und der Zauber der Schnitzarbeiten
Mit ihren verwinkelten Gassen und historischen Gebäuden lud uns die Stadt Annaberg-Buchholz sofort zum Bummeln und Verweilen ein. Das mächtige Bauwerk der spätgotischen St. Annenkirche erhebt sich mit ihrem Kirchturm im Herzen der Stadt. Hier sind der prächtige Altar, die schönen Fresken und Gemälde und der Panoramablick vom Glockenturm nicht zu verpassen.
Das kreative Erbe des Erzgebirges
Ein Besuch im Erzgebirgsmuseum ist ebenfalls auf dem Plan, wo wir alles über die reichhaltige Kultur der Region erfahren. Das Museum hat eine faszinierende Geschichte, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht.
Die Gründung des Museums im Jahr 1900 war ein bedeutender Schritt zur Bewahrung und Präsentation der einzigartigen Kultur und Geschichte der Region Erzgebirge. In einer Zeit, in der das Bewusstsein für kulturelles Erbe wuchs, wurde das Museum als Ort der Bildung und des Austauschs ins Leben gerufen. Die ersten Sammlungen konzentrierten sich auf die Geschichte des Bergbaus und die damit verbundenen Handwerke, die für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes von zentraler Bedeutung waren. Im Laufe der Jahre erweiterte sich das Museumsangebot stetig, um auch andere Aspekte der regionalen Kultur zu integrieren, darunter Kunsthandwerk, Folklore und die traditionsreiche Holzspielzeugherstellung.
Eine Bedeutende Sammlung
Das Museum beherbergt eine einzigartige Sammlung erzgebirgischer Volks- und Weihnachtskunst darunter Klöppelspitze und Krippenberge. Die Sammlung erzählt nicht nur von der handwerklichen Fertigung, sondern auch von den Lebensweisen der Menschen in dieser Region über die Jahrhunderte hinweg. Besonders hervorzuheben sind die historischen Spielzeugfiguren, die Deckenleuchter und die Weihnachtskrippe, die durch ihre Detailtreue und Kreativität bestechen.
Viele Figuren in den Krippenbergen sind durch einen ausgeklügelten Mechanismus beweglich. Der Besucher kann sie per Knopfdruck nach Belieben aktivieren.Die Inszenierung der traditionellen christlichen Weihnachtskrippe in erzgebirgischer Landschaft mit mit Schachtanlagen als Kulisse und Bergleuten als Hirten hinterlässt einen bleibenden Eindruck.
Erwähnenswert sind schließlich die Mitarbeiter des Museums, die den Besuchern äußerst engagiert die Geschichte und Bedeutung einzelner Ausstellungsstücke erklären und spannende Anekdoten über die Region erzählen.
Weitere Sehenswürdigkeiten
Die Bergkirche St. Marien direkt am Annaberger Marktplatz ist ein authentisches Symbol der bergmännischen Tradition und beherbergt außerhalb der Weihnachtszeit die bergmännische Krippe. Diese ca. 35 modernen geschnitzten Großfiguren werden zur Weihnachtszeit am Annaberger Krippenweg aufgestellt.
Die Kirche diente bis 1863 ausschließlich der Andacht der Bergleute.
Das Museum Frohnauer Hammer besteht aus einer historischen Mühle und weiteren traditionellen Gebäuden wie der Schmiede und dem barocken Hammerherrenhaus. Hier wurden Werkzeuge für den Bergbau und die Landwirtschaft hergestellt.
Ein letzter Tipp
Annaberg-Buchholz ist auch für seine vielen Cafés und Konditoreien bekannt. Bei Annaberger Backwaren haben wir Zeit, auf der Terrasse der Konditorei zu sitzen und uns eine Kaffeepause zu gönnen. Wir lassen uns zwei ausgezeichnete Stücke hausgemachten Kuchens servieren, bevor wir über die Autobahn zurück nach Berlin fahren.
Fazit
Unsere dreitägige Reise ins Erzgebirge hat uns die erzgebirgische Natur, Geschichte und Kultur nähe gebracht. Es gibt aber noch so viel mehr zu entdecken in dieser Montanregion sodass wir bestimmt zurückkehren werden.