Die Italiener erobern Berlin

Illustration © Michele Carloni

Auf nach Berlin! Illustration © Michele Carloni

Sie sind angekommen! Sie sind jetzt überall in Berlin zu sehen. Und sie tun alles, um auf sich aufmerksam zu machen, die Italiener in Berlin! Eine unkontrollierbare Horde ist über die Hauptstadt geströmt.

Sie sind Jahr für Jahr im Berlin gewachsen. Und jetzt ist es unmöglich, sie nicht zu sehen und vor allem sie nicht zu hören. Sie sprechen laut, am Telefon, auf der Straße, in der U-Bahn oder in den Bars. Man kann alle Akzente erkennen, darunter ist der südliche Dialekt am häufigsten zu hören. An sonnigen Tagen gibt es so viele Italiener auf den Straßen, dass man den Eindruck hat, in Rom zu sein.

Unten ihnen Reihen, neben Touristen und Studenten, gibt es viele „Italiener auf der Flucht“, die ihre Nase voll von Italien haben. Sie haben sich entschieden, in Berlin zu bleiben und alles zu tun, was sie anderswo nicht tun konnten.

Überleben in Berlin: Sackgassen-jobs

Und was genau machen alle diese italienischen Flüchtlinge in Berlin? Wenige Glückliche habe klaren Vorstellungen und einen konsequenten beruflichen Plan. Die anderen warten ohne Aufstiegschancen auf die richtige Gelegenheit, um von vorn anzufangen. Und in der Zwischenzeit genießen sie die Stadt.

Nicht selten überleben sie mit Arbeitslosgeld und schlecht bezahlten Teilzeitstellen in Call-Centern oder im Telefonverkauf. Sie verdienen hier vor allem Freizeit, um sich mit ihren eigenen Interessen zu beschäftigen. Der Vorteil mehr Zeit für sich zu genießen kompensiert die Frustration der Ausbeutung und des niedrigen Gehalts. In Pizzerien und Restaurants sind viele Italienische Kellner und Kellnerinnen zu sehen.  Als Verkäufer zu arbeiten in Geschäften, die kein perfektes Deutsch fordern ist auch eine Alternativ. Zum Beispiel bei Decathlon am Alexanderplatz.

Die Mutigen unter ihnen gehen so weit die Pfannen stundenlang in Restaurantküche zu reinigen. Eine anstrengende Nachtaktivität, die an das Buch von George Orwell Erledigt in Paris und London erinnert…Kurz gesagt,  man überlebt im Berlin auch mit schlechte Jobs, da die Lebenshaltungskosten der Stadt relativ niedrig sind. Zumindest für den Moment.

Immobilienspekulation

Berlin verändert sich rasant und nicht immer zum Besten. Die Kosten für die Miete ist in den letzten vier Jahren gestiegen. Die günstigen Mieten Berlins waren in der Zeit nach dem Mauerfall einer der Hauptgründe ihrer Anziehungskraft. Berlin im Jahr 2017 zählt immer noch zu den wenigen europäischen Metropolen wo es möglich ist, von der Hand in den Mund zu leben. 2018 könnte es nicht mehr so ​​sein.

Auch der alternative Anblick der Stadt verschwindet langsam. Der Bau-Rausch der letzten Jahre löscht alle grünen Oasen nach und nach aus. Diese wilden grünen Flächen haben doch Berlin von anderen europäischen Hauptstädten unterschieden. Luxuswohnungen und Hotels ersetzen die alten Gebäude der wilhelminischen Ära. Solche Wohnungen bleiben dann Jahrelang leer wegen ihren  übermäßigen Preisen.

Schon sind berühmte malerische Ansichten von vielen Bezirken Berlins nur in alten Fotos zu sehen. Rücksichtslose Bauunternehmer wandeln die verlassenen Fabriken in teure Wohnanlage. Die Stadt verliert damit ihre kulturellen Zentren und Treffpunkten für Künstler.

Vielleicht deshalb erobern die Italiener Berlin … um noch ein einzigartiges Erlebnis zu erleben, bevor es zu spät ist.

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