Rundwanderung Brodowin
Rad- und Wanderwege in Brandenburg
Das Dorf Brodowin liegt etwa eine Autostunde von Berlin entfernt. Wie häufig schon bemerkt auf dieser Webseite, sobald man Berlin verlässt, ist man sofort in der Wildnis. Das Seen- und Sumpfgebiet um Brodowin herum ist ideal auch für Winterwanderungen.
Wandern rund um Brodowin
Die Landschaft erinnert sehr an das Briesetal, von Wäldern, Mooren und Sümpfen geprägt. Das bekannte Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin nordöstlich von Berlin ist mit seinen über 240 Seen seit lange UNESCO-Welterbe.
Vor allem dank des intensiven Regens und Schnees in den letzten Monaten sind die Teiche, Seen und Wasserläufen Brandenburgs besonders üppig geworden. Kurz nachdem man die Stadt Berlin hinter sich gelassen hat, sind Wasserschichten und große Pfütze auf Feldern und am Rande der Autobahn zu sehen. Selbst in den dichten Wäldern Brandenburgs, die den Hintergrund für unsere Reise nach Brodowin bilden, sind nasser Boden und Feuchtigkeit spürbar.
Es gibt mindestens drei große Touren zwischen Chorin und Brodowin, die durch unzählige Naturpfade und Wanderwege verbunden sind. Für unseren Winterausflug haben wir die Plagefenntour ausgewählt. Eine ausführliche Beschreibung der Wanderwege ist in der kleinen Broschüre „Wandern rund um Brodowin“ (vom Ökodorf Brodowin herausgegeben) zu finden. Dieser kleine und preiswerte Taschenführer ist sehr gut gemacht, voller Farbfotos und veranschaulicht die Geschichte und die Natur des Gebiets im Dorf Brodowin.
Die Plagefenntour
Der Wanderweg Plagefenn beginnt schon am Rand des kleinen Orts Brodowin. Ungefähr 12 km lang, dreht sich die Tour um die beiden kleinen und großen Plageseen. Sie zeichnet sich durch ihre Vielfalt aus, mit Abschnitten, die mit Kopfsteinpflaster bedeckt sind, andere auf feuchter Erde mitten in den Wäldern oder entlang der Sümpfe.
Obwohl der Pfad gut ausgeschildert ist, kreuzt er sich häufig mit anderen Wanderwegen und an manchen Kreuzungen ist nicht klar, ob man rechts oder links weitergehen soll. Handy- und Internetempfang sind in dieser Wildnis ausgeschlossen. Man muss sich auf seinen Instinkt verlassen, um sich anhand der Sonne und der Wasserwege zu orientieren.
Angesichts der spektakulären Landschaft wird es zu einem angenehmen Abenteuer, sich vorübergehend im Wald zu verirren. Der Hauptweg ist auf jeden Fall immer wieder bald zu finden.
Wir erfahren vom Reiseführer, dass Plagefenn das erste Naturschutzgebiet Preußens ist, schon 1907 entstanden. Wer damals Verantwortung für den Naturpark trug, wie Lehroberförster Max Kienitz, war von einem philosophischen Gedanke bewegt, der noch vorbildlich ist. Die spontane Entwicklung der Wildnis ohne menschlicher Interferenz.
Das inspiriert noch heute den Bio-Landwirtschaftsbetrieb in Brodowin.
Die Tiere
Es ist erstaunlich, wie es der Natur gelingt sich, trotz Dürrezeiten und Klimawandels, zu widersetzen, zu verteidigen und zu gedeihen. Die Wälder um Brodowin sind lebendig. Sie stellen eine Harmonie von Klängen und Farben dar, in scharfem Kontrast zum Straßenlärm und Abgas der großen Stadt.
Das Echo eines Spechts begleitet uns dauernd auf dem Weg. Aber diese natürliche Oase ist ein Zufluchtsort für viele seltene Vogelarten. Auf den Zweigen sieht man häufig Braunkehlchen während sich an den Seeufern Kraniche, Reiher und Störche aller Art versammeln. Es ist kein Zufall, dass als Symbol für die Wegmarkierung die Silhouette eines Kranichs gewählt wurde.
Für erfahrenere Beobachter besteht die Herausforderung darin, nach Fischadlern, Bekassinen und Wiedehopfe zu suchen, die auch in diesen Sümpfen leben. Stattdessen ist es einfacher, den Spuren zu begegnen, die Biber auf der Rinde von Bäumen, Wildschweine auf der Erde und Fischotter am Seeufer hinterlassen haben.
Historisches Dorf Brodowin
Das Dorf erstreckt sich auf beiden Seiten einer langen Straße. Es besteht aus ein paar Häusern, einigen Bauernhöfen und einer Kirche. Seine Bedeutung ist heute vor allem wirtschaftlicher Natur, da es ein hervorragendes Beispiel für ökologische und nachhaltige Landwirtschaft ist.
So klein Brodowin auch ist, es hat eine alte Geschichte. Sie beginnt bereits in der Bronzezeit mit den ersten Siedlungen. Im Mittelalter entwickelte sich das Dorf unter der Schirmherrschaft des Klosters Chorin. Im Dreißigjährigen Krieg praktisch vollständig zerstört, erholte es sich, wie ganz Brandenburg, auch dank der Hugenotten-Einwanderung auf. Am Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts wurde die Umgebung Naturschutzgebiet und besitzt seitdem eine große Anziehungskraft.
Ökodorf und Landwirtschaft
Die Dorfbewohner von Brodowin wandten sich kurz nach der Mauerfall dem Ökolandbau zu. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern war das relativ früh, ein Zeichen für Umweltbewusstsein und Sensibilität für die Natur. Bereits in den 80er Jahren organisierte der örtliche Pfarrer Veranstaltungen und Vorträge zur Umweltbelastung und Bedrohung der Natur.
In den darauffolgenden Jahrzehnten hat der Ökodorf Brodowin eine effiziente und erfolgreiche ökologische Landwirtschaft entwickelt. Sie ist ein nachahmenswertes Vorbild nicht nur für Deutschland geworden. Der britische König Charles III hat das Dorf besucht und hat großes Interesse und Begeisterung gezeigt.
Informationen zur wirtschaftlichen Entwicklung des Ortes, der auch Arbeitskräfte aus der Region anzieht, finden man in der oben genannten Broschüre. Für diesen Blog genügt es zu sagen, dass wir die Frische und Qualität der angebotenen Produkte im lokalen Bioladen persönlich überprüft haben. Und die Kühe in den Ställen sind entspannt und gesund. Sie scheinen den Platz und die Freiheit zu genießen, die ihnen zur Verfügung stehen. Wir vermuten, dass auch die elektrische Kuhbürste nicht wenig zu diesem Wohlgefühl beigetragen hat…